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Aufwachsen und bewahren was zählt – ein Erfahrungsbericht aus Frankreich

Mit dem Soziokratischen Kreismodell «verstehen sich die Teammitglieder besser», weil es einfacher wird «besser miteinander auszukommen». So sagen es die Mitarbeitenden des Unternehmens P’Tit Club Kindergarten in der Region Vannes (Frankreich). Denn das Arbeiten mit der soziokratischen Methode ermöglicht es jedem einzelnen von ihnen, den Unterschied zwischen der Art des Zuhörens, um anschliessend die eigene Meinung durchzusetzen (was häufig passiert) und dem Zuhören und Sprechen, um ein gemeinsames Anliegen voranzubringen, zu verstehen. Letzteres ermöglicht uns, in einem konstruktiven Geisteszustand miteinander zu leben und zu arbeiten. Meetings werden befriedigender, prägnanter und produktiver.

Praxismerkmale & Ausgangsproblem

Die Merkmale dieser Praxis sind einfach: Jeder drückt sich abwechselnd in einem sicheren Raum aus (keine Unterbrechungen; Stille ist willkommen, um die richtigen Worte für den Gedanken zu finden; in Kontakt mit den Empfindungen des Augenblicks zu sein; nicht vorschnell urteilen). Eine Moderation, die nicht hierarchische Führungskraft des Teams ist, sorgt dafür, dass diese Arbeitsregeln eingehalten werden. Die Ziele und der allgemeine Ablauf der Sitzung werden im Voraus vorbereitet. Entscheidungen werden im Konsent getroffen. Das sind einige der Grundprinzipien, mit denen P’Tit Club Kindergarten bislang Wachstum bewältigen, Krisen überwinden und individuelle und kollektive Erfolge mit der gleichen Zuversicht feiern kann.

Am Anfang des Auftrags stand das Problem, die Entwicklung und das Wachstum der Organisation zu gewährleisten und dabei den zentralen pädagogischen Grundsatz beizubehalten: Die Kinder müssen im Mittelpunkt der Arbeit stehen.

Vertrauen entwickeln

Erfreulicherweise war die Unternehmensleitung bereits von der Bedeutung externer Unterstützung für Wachstum überzeugt. Denn so definiert sich die Aufgabe von Erzieherinnen in der frühen Kindheit: eine solide und flexible Struktur für die Entwicklung von Kleinkindern zu schaffen. Schritt für Schritt haben wir von TSG dazu beigetragen, die Stufen des Führungswechsels in der Organisation aufzubauen, beginnend mit der Eröffnung des zweiten Kindergartenzentrums vor fünf Jahren. Die Fähigkeiten wurden schrittweise aufgebaut, um mehr Menschen zu befähigen, um ein gemeinsames Projekt herum zu leben und zu arbeiten. Jeder hat seinen Platz in der Struktur eingenommen: die drei neuen Geschäftsleitungsmitglieder, die Mitarbeitenden, die zu Teamleitenden wurden, Sekretärinnen, Delegierte, die Eltern und der Vorstand. «Natürlich messen wir die Ergebnisse regelmässig gemeinsam.» Das sagt Corinne Le Garrec, ein Geschäftsleitungsmitglied im P’Tits Club. «Die selbstorganisierenden Qualitäten des soziokratischen Modells haben ein partizipativeres und effizienteres Management der Organisation ermöglicht, selbst als das Team sich mehr als verdoppelt hat. Soziokratie ist eine Methode der Organisationsentwicklung, die Wachstum mit Zuversicht gewährleistet.»

Ökosystem Kindergarten

Wenn das Wohl der Kinder im Mittelpunkt des Projekts steht, fühlen sich die Eltern stärker einbezogen und wollen ganz natürlich ihren Platz im Leitungskreis (Allgemeiner Kreis) einnehmen. Durch das Etablieren der für die Soziokratie spezifischen Hierarchie der Kreise ermöglichten die Kreise der Fachkräfte in jedem Kindergarten die Bildung eines Kreises der Eltern. Mit diesem war es möglich, Elternmitglieder in den Allgemeinen Kreis zu wählen. Die Eltern erlebten so alle soziokratischen Regeln: den Kreis als Ort der Entscheidungsfindung, «Kein schwerwiegender Einwand» als Entscheidungsmethode, offene Wahlen, um Mitglieder ihren Rollen zuzuordnen oder Mandate an sie zu delegieren, und schliesslich die Ernennung einer Delegierten in den Kreis direkt über dem ihren, um sie auf dieser Ebene besser zu vertreten. Ein Elternteil teilte diese Gedanken während einer Abschlussrunde: «Diese Methode ist ausserordentlich nützlich für die Einbindung der Beteiligten in eine Struktur. Hier ist die Gleichwertigkeit, die zwischen den Beteiligten auf jeder Ebene zum Wohle der Kinder hergestellt wird, auch ein Differenzierungsvorteil für die Organisation. Wir Eltern haben durch den kleinen «Elternkreis» in Saint-Nolff einen Platz im Ökosystem Kindergarten, aber auch in der Architektur. Wir fühlen uns wirklich willkommen. Das ist vernünftig, denn die umfassende Erziehung unserer Kinder setzt eine klare Zusammenarbeit zwischen Fachleuten und Erziehungsberechtigten voraus, und das stärkt das ursprüngliche Projekt.»

Lebendiges Lernen

Die P’Tits-Club-Kindergartenzentren sind so zu Bildungsorten geworden, die kleine Kinder und ihre Eltern/Mitarbeiter aus den Unternehmen, die das Projekt unterstützen, einschliessen. Lebenslanges Lernen ist ein lebendiges Prinzip innerhalb der P’Tits Club Kindergärten. Die Projekte, die in den Kindergärten durchgeführt werden, nähren dieses Lernen: Ein vierter Kindergarten ist in Vannes im Bau mit neuen Vorschlägen zur sozialen und beruflichen Integration rund um einen Co-Working Space. Das zweisprachige, umweltverantwortliche, multikulturelle soziokratische Modell bewährt sich. Im Departement Morbihan werden zwei neue Kindergärten unter der Franchise des «P’tit-Clubs» ihre Türen öffnen.

Fabienne Fichot, TSG France