«Die Eltern wissen oft nicht, was ihr Kind bereits weiss.»
Rosanne Maters ist Direktorin der soziokratisch organisierten Grundschule De School in den Niederlanden. Im letzten Jahr begannen sie damit, auch Seminare für die Eltern anzubieten, um sie zu ermuntern, Soziokratie auch in ihrem Familienalltag anzuwenden. Im Interview erzählt sie, warum sie auch die Eltern «unterrichten» wollte.
Warum haben Sie das Seminar «Jede Stimme zählt» angeboten?
Die Eltern sind die einzigen an unserer Schule, die nicht täglich mit Soziokratie zu tun haben. Sie wissen oft nicht, was ihr Kind bereits weiss: wie man gemeinsam Entscheidungen trifft und Verantwortung trägt. Das fanden wir schade, deshalb das Seminar. Natürlich hätten wir auch nur die Grundregeln erklären können. Aber wenn man es mit der Erziehung verbindet, kommt man der Realität am nächsten.
Es wurde also auch zu einer Schulung in Sachen Erziehung?
Ja. Aber eben anders. In vielen Schulungen werden Schritt-für-Schritt-Pläne angeboten, die jedoch nicht unbedingt auf Sie und Ihre Familie anwendbar sind. Das Besondere hier war, dass den Eltern Instrumente an die Hand gegeben wurden, mit denen sie ihre eigenen Vereinbarungen in ihrer Familie treffen konnten.
In der Soziokratie muss man nicht einer Erziehungsschablone folgen, sondern trifft massgeschneiderte Vereinbarungen, die zu Ihnen und Ihren Kindern passen.
Gibt es wirklich eine Brücke zwischen Schule und zu Hause?
Ich habe beobachtet, wie die Brücke direkt von der Schule nach Hause führte. Ich hoffe, dass die Eltern weiterhin die Soziokratie nutzen werden. Und wir werden das Seminar erneut durchführen. Es wäre schön, wenn wir noch mehr Eltern damit vertraut machen könnten.
Haben Sie sonst noch etwas gelernt?
Die Gründung eines Familien-Kreises ist ziemlich schwierig, vor allem, wenn Sie Kinder unterschiedlichen Alters haben. Teenager haben keine Lust dazu, kleine Kinder können sich noch nicht richtig ausdrücken. Aber der Leiter des Seminars, Pieter van der Meché, erzählte uns, dass er bei sich zu Hause einfach angefangen hat, auch wenn seine Jüngste keine Lust dazu hatte. Sie konnte mitmachen, wenn sie wollte. Beim ersten Mal hat sie dann trotzdem mitgemacht, weil es um das Taschengeld ihrer älteren Schwester ging. Das fand sie auch für sich selbst interessant.
Also: einfach anfangen und schauen, wer mitmachen will.
Übersetzter und leicht modifizierter Artikel von TSG Sociocratisch Centrum Nederland
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