Die Eröffnungsrunde – wie geht es Ihren Kolleg*innen?
Sie verbringen täglich viel Zeit mit ihren Kolleg*innen und sitzen an Meetings stundenlang zusammen. Aber wissen Sie auch, wie es ihnen geht? Leider nicht immer. Die Eröffnungsrunde schafft Abhilfe für dieses Problem.
In der allerersten Runde geht es um Sie
Bei soziokratischen Treffen dient die Eröffnungsrunde dem persönlichen Kontakt. Es ist der allererste Punkt auf der Tagesordnung. Sie kommen an, stimmen sich aufeinander ein. Abwechselnd erzählen alle, wie es ihnen gerade geht und was sie brauchen, um sich mit dem gemeinsamen Ziel der Sitzung zu verbinden. So stellen Sie sozusagen die Überschneidung zwischen «ausserhalb» der Sitzung und «innerhalb» der Sitzung her. Und weil es alle machen, stimmen Sie sich auch als Gruppe aufeinander ein.
Nun könnte man könnte sagen, dass der Austausch persönlicher Informationen oft informell passiert. Man trifft sich an der Kaffeemaschine, geht zusammen Mittag essen oder tauscht sich nach dem Feierabend kurz aus. Warum sollte man dafür extra eine Runde machen? Gehört das überhaupt in die Arbeitszeit?
Ja! Mehrere Gründe sprechen dafür:
1. Man hört von jedem etwas, wenn auch nur kurz.
Wenn man den Austausch der persönlichen Dinge informell hält, gibt es immer einige Personen, von denen man nichts erfährt. Schüchterne Menschen oder Personen, zu denen Sie einfach keinen besonderen Draht haben. Halten Sie jedoch eine Runde ab, kommen auch die weniger gesprächigen Teammitglieder zu Wort.
2. Alle hören alles.
Wenn man nacheinander im Kreis (und nicht in informellen Zweiergesprächen) spricht, weiss jede*r sofort, wo die anderen stehen. Das ist gut, denn dann können Sie besser verstehen, warum jemand unvorbereitet ist oder einen abwesenden Eindruck macht. Bei der Eröffnungsrunde erfährt man zum Beispiel, dass Tim eine schlechte Nacht hatte, weil seine beiden kleinen Kinder nicht schlafen konnten. Danach weiss man auch, dass Jamila ihrer kranken Mutter immer noch viel hilft und deshalb nicht alle Unterlagen für die Sitzung lesen konnte. Potenzielle Spannungen werden im Keim erstickt.
3. Sie können Dinge schneller lösen.
Wenn jemand aus familiären Gründen gerade wenig Zeit hat, können Sie versuchen, das Problem im Team zu lösen. Sie machen es zu einem Tagesordnungspunkt und schauen zusammen, wer die betreffenden Aufgaben übernehmen kann. Es spart Zeit, wenn man solche Dinge sofort in einer Sitzung bespricht. Alle sind in der Besprechung anwesend, man kann sich besser koordinieren und Aufgaben verteilen. Das geht viel schneller als eine Lösung ausserhalb des Meetings per E-Mail, App oder Telefon zu finden.
Wie sicher fühlen sich die Mitarbeiter*innen?
Eine Einschränkung gibt es jedoch. Wie viele Personen sich an der Eröffnungsrunde beteiligen, hängt davon ab, wie sicher sie sich dort fühlen. Und die Sicherheit hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab. Zum Beispiel, wie mit abweichenden Meinungen umgegangen wird. Und wie gross das Vertrauen in Kolleg*innen und Leitung ist. Ist das Vertrauen jedoch da, dann ist die Eröffnungsrunde eine wunderbare Möglichkeit, die Person hinter Ihren Kolleg*innen kennenzulernen.
Möchten Sie mehr über die Eröffnungsrunde wissen? Wie können Sie Sitzungen effizient und partizipativ gestalten? Und wie funktioniert die soziokratische Gesprächsleitung?
Das Kompakt-Modul 1 Kooperativ Ziele erreichen am 27. und 28. September bietet eine Einführung in das Soziokratische Arbeiten.