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Schule als Vision, wie Gesellschaft ganz praktisch aussehen könnte

Im Webinar «Mitbestimmung in der Schule und Familie» gab uns Rosanne Maters, Direktorin von De School in Zandvoort, einen inspirierenden Einblick in den Alltag einer soziokratisch organisierten Grundschule.

Rosanne Maters beschreibt ihre Schule als eine Art «Mini-Society» – als eine Vision davon, wie die Gesamtgesellschaft aussehen könnte. Denn Schüler*innen lernen hier nicht nur Rechnen, Schreiben und Geografie, sondern eben auch: gut zuhören, für die eigenen Bedürfnisse einstehen und diese ausdrücken. Schule ist hier nicht nur Lernfeld für die Kinder, sondern ebenso für die Erwachsenen…

Natürlich sind die verschiedenen Ebenen der Schule in Kreisen organisiert und miteinander verbunden. Entscheidungen werden im Konsent getroffen. Doch wie funktioniert das konkret? Ein schönes Beispiel auf der untersten Organisationsebene ist das persönliche Entwicklungsgespräch, ein Kreis bestehend aus Eltern, Kind und Lehrperson. Sie alle kommen einmal in 10 Wochen zusammen und besprechen auf Augenhöhe den persönlichen Lern- und Entwicklungsplan des Kindes – also alle Themen, die gerade aktuell sind: Das Kind hat Probleme, sich zu Hause zu konzentrieren – was kann ihm dabei helfen? Die Eltern wünschen sich mehr Unterstützung für das Kind im Bereich Rechnen – was kann die Lehrperson beitragen?

Hier kommen die Perspektiven von Eltern, Kind und Lehrperson zusammen; alle werden einbezogen und steuern wertvolles Wissen bei. Gerade die persönlichen Entwicklungsgespräche sind oft der Grund, weshalb sich Eltern für diese soziokratisch arbeitende Schule entscheiden – die auch in der Familie die Möglichkeit erleichtert, neue Wege auszuprobieren zwischen autoritären Vorgaben und kindlicher Überforderung.

Doch die Kreisstruktur sorgt nicht nur allgemein für mehr Austausch zwischen Kindern, Eltern, Lehrer*innen und Verwaltung. Sie entlastet insbesondere die Schulleitung, die grundsätzliche Entscheidungen nicht mehr alleine treffen muss.

Schulleitungen können durch die verbundenen Kreise die unterschiedlichen Bedürfnisse der verschiedenen Anspruchsgruppen besser erkennen (Informationsfluss) und aufeinander abstimmen helfen. So lässt sich die Gefahr ungeeigneter, demotivierender Entscheidungen vermeiden und die Schule als Ganzes kann schneller auf Probleme reagieren. Wichtig auch, dass Lehrpersonen angesichts der Erwartungen von Schulleitung, Eltern und Kindern so weniger «zwischen den Stühlen sitzen».

Da die Teilnehmenden am Seminar mit Kindern verschiedener Altersgruppen zusammenarbeiten, war eine der Fragen, die aufkam: Wie alt muss man sein, um Soziokratie zu praktizieren? Was ist beispielsweise mit Kindern im Spielgruppen-Alter? Hier kann versucht werden, die fehlenden verbalen Fähigkeiten durch Bildmaterial zu ersetzen oder zu ergänzen. Erfahrungsgemäss erleichtert auch die Durchmischung mit älteren Kindern das Erlernen soziokratischer Abläufe.

Klar ist: Es bleibt spannend! Wir hoffen, dass das Webinar dazu inspiriert, neue Strukturen und Herangehensweisen auszuprobieren – mit dem Ziel, auch im Bildungsbereich mehr Gleichwertigkeit zu leben, ohne auf Effektivität und Effizienz verzichten zu müssen.

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