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«Stärkerer Zusammenhalt ist mess- und spürbar»

Ein Interview
mit Martina Caprez
von PAWI Verpackungen
über Soziokratie in KMU’s

Die PAWI Verpackungen AG ist ein mittelständisches, inhabergeführtes Unternehmen, welches seit über 60 Jahren Verpackungen aus Papier und Karton herstellt. Mit neuster Technologie werden in Winterthur Faltschachteln und Beutel vorwiegend für die Lebensmittelindustrie produziert. Der Fokus liegt auf Innovationskraft und Qualität, kurzen Lieferfristen und grosser Flexibilität. Die PAWI Verpackungen AG ist Teil der PAWI Gruppe, zu welcher neben der PAWI Packaging GmbH in Singen DE auch die Designagentur gleis1 gehören. Seit 2019 arbeitet PAWI Verpackungen AG mit dem Soziokratischen Kreisorganisationsmodell (SKM).

TSG Schweiz: Wie schwierig war bzw. ist es, dieses «Wir alle» zu erreichen – also Mitarbeitende, die sich in Entscheidungsprozesse eingebunden, ernst genommen und mitverantwortlich fühlen?

Martina Caprez: Als Vorstufe der Implementierung haben wir während rund 2 Jahren unseren Kulturwandel eingeführt und viele Aktivitäten gemeinsam erlebt. Den Abschluss dieses Wandels feierten wir mit einem gelungenen Fest, bei welchem «Wir alle» die Hauptpersonen waren.

Welchen grösseren Herausforderungen sind Sie bei der Implementierung bis jetzt begegnet – im Kaderbereich und bei anderen Mitarbeitenden?

Leitungsfunktionen müssen das «Leiten» neu lernen, das Leiten von früher ist heute ein Coaching der Mitarbeitenden. Argumente sind sehr wichtig, akzeptieren, dass ein eigener Vorschlag verbessert wird und dadurch allen einen Mehrwert bringt. Die Implementierung ist zeitintensiv und benötigt Menschen, die mitgehen und als Leuchttürme voraus gehen. Auch gilt es zu akzeptieren, dass nie alle Mitarbeitenden hinter der SKM stehen, jedoch sollte das Unternehmen eine klare Haltung hierzu einnehmen und benennen, wie damit umgegangen wird. Unsere Erkenntnis ist, dass nach der Implementierung alle Leitungsfunktionen (inkl. Geschäftsführung, Geschäftsleitung, …) klar ja sagen können zur SKM, ansonsten kann diese in den jeweiligen Bereichen nicht gelebt werden.

Was ist leichter geworden, seit PAWI mit soziokratischen Methoden arbeitet?

Unsere Entscheide sind nachhaltiger, auch wenn mit der SKM der Prozess zum Teil länger dauert. Alle stehen hinter den getroffenen Konsenten und in der Ausführung kommt kaum «Gegenwind» auf. Die Mitarbeitenden sind stolz, freuen sich, mitentscheiden zu dürfen und setzen sich für ihre Domains ein. Stärkerer Zusammenhalt ist in der ganzen Firma mess- und spürbar.

Vielen Dank, Martina Caprez!

Martina Caprez ist als Leiterin Qualität intensiv in der Einführung und Anwendung des Soziokratischen Kreisorganisationsmodells bei PAWI engagiert.