,

Zirkulär führen

Mittagspause in einem Seminar für Kadermitarbeitende. Die Seminarteilnehmer:innen telefonieren mit einem Sandwich in der Hand auf dem Flur. Ihre Mailboxen sind heute Morgen voll. Jetzt müssen sie ihre Mitarbeitenden zurückrufen, sonst bleiben dort Sachen liegen, die die nicht allein entscheiden können. Eine Managerin isst in aller Ruhe. Ihre Mailbox ist leer. Sie nimmt einen Bissen von ihrem Hummus-Sandwich mit gegrillter Paprika. «Fein», sagt sie mit vollem Mund.

Den Karren gemeinsam ziehen

In einer Soziokratischen Kreisorganisation arbeiten Leitende mit Ihren Mitarbeiter:innen auf der Grundlage von Gleichwertigkeit zusammen. Sie entscheiden gemeinsam, im Konsent. Dadurch bekommen Manager:innen einen besser abgestützten Rahmen von Vereinbarungen. Die Umsetzung erfolgt dann innerhalb dieser «Leitplanken». Da die Mitarbeitenden die Rahmenbedingungen mitbestimmen, haben sie einen besseren Überblick über das große Ganze, in dem sie arbeiten. Und sie fühlen sich stärker verantwortlich.

An zirkuläre Führung muss man sich erst gewöhnen

Doch wenn die Mitarbeiter:innen mehr selbst entscheiden, wie stellen Sie als Führungskraft dann sicher, dass ihnen die Kontrolle nicht entgleitet? Immerhin bleiben Sie ja letztlich verantwortlich. Nun, Sie haben immer noch ein Auge auf die Ausführung. Dass es so läuft, wie es soll. Gelegentlich gibt es auch ein Feuer zu löschen. Doch wenn Sie je länger je weniger Brände löschen und sich nicht mehr mit so vielen Einzelheiten befassen müssen, kommen Sie eher an das Ende ihrer To-do-liste und haben Zeit für wichtige Themen.

Mehr Zeit für wichtige Themen

Dann können sie zum Beispiel über neue Dienstleistungen für ihre internen Kunden nachdenken, Kontakt aufnehmen zu neuen Kunden und darüber nachdenken, wo Ihre Organisation in zwei Jahren stehen soll. Gemeinsam gute Entscheidungen zu treffen ist eine wichtige Arbeit. Genauso wie das ganze Wissen ihrer Mitarbeiter:innen zugänglich zu machen, damit sich die kollektive Intelligenz ihres Teams voll entfalten kann. Das bedeutet z. B.: Umstände schaffen, in denen die Mitarbeitenden tatsächlich sagen, was sie von den neuen Ideen halten, die sich das Management ausgedacht hat. Und ihre eigenen Vorschläge einbringen, wenn sie meinen, dass etwas (viel) besser gelöst werden könnte.

Die Dinge anders angehen können

Für manche Manager:in bedeutet zirkulär führen vor allem loslassen und Raum geben. In Meetings zum Beispiel anderen die Gesprächsleitung zu überlassen. Dann ist es wahrscheinlicher, dass die Mitarbeitenden ihre wirkliche Meinung kundtun – anstatt sie in vorauseilendem Gehorsam mit ihrer abzugleichen. Und wenn das Team nicht sofort zu einer gemeinsamen Entscheidung kommt, warten Sie ruhig ab – statt zu seufzen und zu sagen: «Dann übernehme ich das eben». Alle Gehirne zusammen werden sich eine gute Lösung einfallen lassen.

«Du bist nicht allein»

Einer unserer Kunden sagt es so: «Oft hatte ich nichts als Berge von Problemen auf meinem Schreibtisch. Immer musste ich mir Lösungen einfallen lassen. Das passiert jetzt – durch die Mitarbeitenden.» Der Papierstapel auf seinem Schreibtisch ist erheblich geschrumpft. Das Team zieht den Karren jetzt gemeinsam. «Ich merke jetzt, innerhalb und ausserhalb der Sitzungen: Du bist nicht allein. Man wird immer Herausforderungen haben, jeden Tag gibt es etwas Unvorhergesehenes. Aber es ist schön, diese Sorgen auf mehrere Schultern zu verteilen und gemeinsam an einer Lösung zu arbeiten. Es geht mehr um uns und hängt weniger an mir.» Und die Mitarbeitenden haben einen zusätzlichen Grund in der Organisation zu bleiben.

Wollen Sie auch mehr gemeinsam führen, mehr «wir» statt «ich allein»?

Steigen Sie (wieder) ein: