Auf dem Weg zum selbstverwalteten LeNa-Haus
Die Bau- und Wohngenossenschaft Lebenswerte Nachbarschaft (LeNa) bietet ab April 2023 für rund 180 Personen vielfältigen Wohn-, Arbeits- und Lebensraum.
Das Projekt hat eine lange Geschichte. Schon 2013 gab es erste Treffen mit der Idee, eine Lebenswerte Nachbarschaft – gemeinschaftliches Zusammenleben und eine ressourcenschonende Lebensweise – konkret zu verwirklichen. Nach einer langen Planungsphase war im 2020 der Baubeginn und im kommenden April ziehen nun die ersten Bewohner:innen ins LeNa-Haus auf dem Westfeld-Areal in Basel ein.
Das Projekt
LeNa orientiert sich am Nachbarschaftsmodell von Neustart Schweiz und verfolgt eine Wohnvision, die das Leben in Gemeinschaft mit genügend Privatsphäre ermöglicht und Wohnen, Arbeiten und Freizeit im Quartier vereint. Durch das Teilen von Infrastruktur und Dienstleitungen werden Ressourcen gespart.
Neben Wohnraum bietet das LeNa-Haus eine ganzheitliche Lösung für eine nachhaltige Lebensmittelversorgung. Solidarische Partnerschaften mit regionalen Landwirtschaftsbetrieben ermöglichen die Mitbestimmung über das Angebot und die Mithilfe auf dem Bauernhof. Gemüse und Früchte werden ins Lebensmitteldepot geliefert, wo die Bewohner:innen sie direkt beziehen oder die Gemeinschaftsgastronomie sie weiterverarbeitet.
Im LeNa-Haus lebt man auf vergleichsweise kleinem privatem Raum, kommt dafür aber in den Genuss von zahlreichen Gemeinschaftsräumen, die von den Bewohner:innen initiiert und betrieben werden. Das LeNa-Haus ist ein Zuhause, das von den Bewohnenden gemeinsam verwaltet, gepflegt und bespielt wird. Die aktive Beteiligung und die Mitarbeit aller ist ein wichtiger Grundpfeiler des Konzepts.
Selbstverwaltung – Auf der Suche nach einer geeigneten Organisationsform
Gerade weil die Beteiligung aller so grundlegend ist, hat LeNa bereits lange vor dem Einzug begonnen, mit den zukünftigen Bewohner:innen die organisatorischen Weichen für das Zusammenleben und -arbeiten im LeNa-Haus zu stellen. Ab Juni 2022 fanden regelmäßig Workshops und Bewohner:innenversammlungen zu diversen Themen statt. An den Workshops wurde gemeinsam diskutiert, Feedback eingeholt und Bedürfnisse abgefragt. Die Ergebnisse wurden dann von den zuständigen Kommissionen aufgenommen und bei der Weiterarbeit berücksichtigt.
Selbstverwaltung ist immer anspruchsvoll, und besonders in einem so grossen Projekt mit so vielen Menschen. Der Vorstand machte sich deshalb schon früh auf die Suche nach einem geeigneten Organisationsmodell. An einer ersten Bewohner:innen-Versammlung im September 2022 haben die zukünftigen Bewohner:innen entschieden, die Selbstverwaltung des LeNa-Hauses mit dem Soziokratischen Kreisorganisationsmodell (SKM) anzugehen. Der Vorstand hatte bereits im ersten Halbjahr 2022 mit einem vorstandsinternen Pilotprojekt gute Erfahrungen mit der Soziokratie gemacht und daher vorgeschlagen, dies auf das ganze LeNa-Haus anzuwenden.
Wie funktioniert Soziokratie im LeNa-Haus?
Die Basis des Selbstverwaltungsmodells bilden die Betriebsgruppen, die bis Ende 2022 ihre Gründungssitzungen durchgeführt haben und seither selbstständig unterwegs sind. Die Betriebsgruppen kümmern sich um die verschiedenen Gemeinschaftsräume sowie um Themen wie Unterhalt, Reinigung, gelingende Kommunikation und Feste.
Jede Betriebsgruppe wählte eine Koordinations- und Delegationsperson in ihren nächsthöheren Bereichskreis. Die gewählten Mitglieder der Bereichskreise führten im Januar an einem vom TSG geleiteten Workshop eine soziokratische Wahl durch und wählten jeweils zwei Personen für den Koordinationskreis, den obersten Kreis der LeNa-Kreisstruktur. Im ersten Halbjahr 2023 werden die Bereichskreise sowie der Koordinationskreis eng von TSG Schweiz begleitet und beraten.
Summen und Brummen in den Kreisen
Auch wenn bereits ein Jahr vor Einzug mit der Implementierung der soziokratischen Strukturen gestartet wurde, sahen sich die zukünftigen Bewohner:innen mit einem engen Zeitplan konfrontiert. Neben der Planung des eigenen Umzugs, der Einstimmung auf ein experimentelles Wohnprojekt und den damit verbundenen Höhen und Tiefen, müssen sie sich zusätzlich mit neuen Arbeits- und Organisationsformen befassen. Das ist viel auf einmal.
Doch obwohl diese intensive Phase herausfordernd für alle Beteiligten ist, zeichnet sich für die Genossenschaft bereits jetzt ab, wie gewinnbringend soziokratische Strukturen und Methoden für ein Wohnprojekt sein können. Der Sprung ins kalte Wasser lohnt sich allemal, wenn man das Summen und Brummen in den Kreisen und den intensiven Austausch untereinander beobachtet, die gemeinsame Vorfreude miterlebt und wenn man sieht, wie sich die Verantwortlichkeiten von wenigen auf viele Schultern verteilen.
Carina Mangold, Geschäftsleiterin Geschäftsstelle LeNa
Mehr über LeNa erfährst du hier.
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